Ruby [Momentaufnahme]

Ruby Johannesen lebt auf Mykines, der westlichsten der Färöer Inseln, als eine von aktuell 11 ständigen Bewohnern. Ja, richtig: 11. Ihre Eltern kamen ums Leben als Ruby zwei Jahre alt war. Damals nahm ihre Großmutter sie mit nach Mykines. In einer Kiste.

Ich traf Ruby im vergangenen August, verbrachte Stunden in ihrem Haus und ließ mir von ihrem Leben erzählen. Ihre Geschichte und die anderer Färinger, die ich während meiner kurzen Reise in den entlegenen Archipel im Nordatlantik traf, sollten schon lange hier auf dem Blog stehen. Aber ich tu mich schwer. 
Warum? Weil ich noch immer angefeindet werde. Öffentlich und privat. Von Menschen, die die Welt nur in Schwarz und Weiß malen können. Von Menschen, die gefährliches Halbwissen zu ihrer Philosophie machen. Das trifft. Und nagt.

Worum es geht? Um den Walfang auf den Färöern. Denn wer auf die Färöer reist, wird von selbst ernannten Weltverbesserern gleich als „Walmörder“ abgestempelt. Denjenigen, die beispielsweise nach Norwegen und Japan reisen, passiert das übrigens nicht.

Gerade komme ich aus Bremen zurück. Im Übersee-Museum habe ich eine wundervolle Ausstellung besucht: „Faszination Wale“ gibt Einblicke in das Leben der sanften Riesen der Meere. Und auch in die Geschichte des Walfangs. Informativ, bereichernd, empfehlenswert. Die Ausstellung läuft bis April.

PS
Foto als XL-Print auf Aludibond? Gibt es bei Cewe.

29 Gedanken zu “Ruby [Momentaufnahme]

  1. Hallo Jutta,

    ich habe mich ehrlich gesagt schon gewundert, wieso es auf einmal so ruhig geworden ist und es tut mir Leid zu hören, dass du aufgrund deiner Reise massiv angefeidet wurdest/wirst.

    Auch wir hatten – nachdem wir deine Bilder auf Facebook kommentiert hatten – sowohl privat als auch auf unserer Fanpage wüste Nachrichten erhalten.

    Carina und ich haben auch über den Umgang mit solchen Nachrichten diskutiert und uns dazu entschieden, diese diffamierenden Äußerungen einfach zu ignorieren.

    Sicherlich haben wir sie auch nicht in der Menge erhalten, wie du sie wahrscheinlich erhalten hast.

    Was die einzelnen Personen hinter ihren Fakeidentitäten dazu bewegt so etwas zu tun? Darüber lässt sich nur rätseln. Wahrscheinlich ist es einfach das leichteste über Facebook dumpfe Parolen rauszuschmettern, statt sich aktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und die richtigen Hebel zu suchen.

    Ich kann nur hoffen, dass du bald wieder den Antrieb dazu findest, neue Artikel hier online zu stellen. Ich lese immer gerne mit!

    Viele liebe Grüße aus Mainz
    Christian

    • Hallo Christian, lieben Dank für deine Nachricht! Ja, ich glaube viele, vielleicht sogar jeder der ein „Like“ oder einen Kommentar unter meine Färöer-Fotos auf Facebook geposted hatte, bekam eine hässliche Nachricht ins Postfach. Als mich die ersten Feedbacks dazu erreichten, war ich ziemlich betroffen. In Bezug auf die Färöer spielt das Netz verrückt. Was mir Unbehagen bereitet ist, dass man (= ignorante Pseudo-Aktivisten) zu diesem Thema nicht einmal den Ansatz einer Diskussion akzeptiert. Alles wird abgeschmettert. Du wirst als Lügner beschimpft. Mir wurden Gott weiß welche Dinge unterstellt. Ich habe dass Gefühl, einige Menschen WOLLEN gar nicht wissen…, lerne…, sich objektiv eine Meinung bilden. Ihr Nährboden sind der Hass und die Aggression. Ehrlich gesagt: Das macht mir Angst. Es macht mir Angst, dass Menschen – aus welchen Gründen auch immer – an einer vorgefassten (falschen) Sichtweise festhalten. Das Netz trägt stark zu so einer Entwicklung bei. Irgendwann einmal hatte ich geglaubt, dass das Netz zu allgemeiner Aufklärung beitragen würde… Irgendwann dieser Tage gibt es einen neuen Bericht : ) Ganz herzliche Grüße an euch beide, Jutta

  2. Hallo Jutta,
    dass du angefeindet wirst, tut mir leid. Würde mich mal interessieren, ob die entsprechenden Hater auch mal nach Italien oder Griechenland fahren, wo massenhaft Zug- und Singvögel geschossen und gegessen werden. Ich bin auch gegen Walfang, aber pauschal jemanden verurteilen, weil er auf die Färöer reist, finde ich abwegig. Ist Tourismus eigentlich ein großes Ding auf den Färöer? Ich habe den Account des färingischen Tourismusbüros auf Instagram abonniert, die Bilder sind spektakulär, dort würde es mir auch gefallen! :-)

    • Ich habe den Eindruck gewonnen, dass es eine sonderbare Mischung aus Ignoranten (also wirklich Unwissenden, die ungeprüft Dinge nachplappern) und verkorksten Persönlichkeiten ist. Soweit man das überhaupt zwischen den Zeilen lesen kann.Die Färinger haben natürlich ein großes Interesse daran, den Tourismus auszubauen. Vor allem auch, um den Blick der Welt einmal auf etwas anderes zu lenken, als den Walfang. Ohne von der Waljagd ABlenken zu wollen oder sie zu beschönigen. Die ist dort (noch) existent. Aber man muss tiefer eintauchen. Die Färöer haben noch nicht die gleiche Entwicklung hinter sich, wie bspw. das „Mutterland“ Dänemark. Die Inseln sind einfach verdammt isoliert. Und – leider – wirtschaftlich abhängig. Das muss man einfach berücksichtigen. Eine Reise dorthin wird dich auf jeden Fall bereichern! Sonnige Grüße, Jutta

  3. Selbst ich habe die Anfeindungen mitbekommen!
    Vor ein paar Monaten habe ich eine Fotostrecke auf Facebook geteilt (wunderschöne Fotos von der Landschaft) und dann habe ich üble Nachrichten bekommen…
    Dann kann man nicht mehr nach Dänemark, aber das ist plötzlich egal. Und wie du schon sagst: Was ist mit Japan, Norwegen und all der anderen schrecklichen Tiermordenden Ländern? Das ist ja dann egal, weil man die Tiere nicht süß oder cool findet…

    Ich hoffe trotzdem bald tolle Geschichten von dir zu lesen :)

    • Die Geschichten kommen ganz bald Neni! Bei den Färöern rasten die Leute aus. Und leider wird auch durch renommierte Magazine oder Zeitungen wie „Die Welt“ falsch berichtet: Vor einigen Wochen lass ich, die Färöer würden durch den Walfang gegen EU-Recht und Richtlinien des IWC verstoßen. De facto gehören die Färöer Inseln nicht dem IWC an und genießen – wie Grönland auch – innerhalb der EU einen Sonderstatus. Der Bericht der „Welt“ war also falsch. Das ist eines von vielen Beispielen. Aber wenn sich so etwas einmal festgesetzt hat, dann ist es schwer auszurotten. Es ändert nichts daran, dass es aus meiner Sicht traurig ist, dass Wale gejagt werden. Aber ich denke, dass sich gerade die jüngeren Generation zunehmend davon distanzieren werden. Ich glaube, mache Aktivisten suchen nur eine Angriffsfläche für ihre eigenen Aggressionen oder angestauten Hass. Mit echtem Interesse oder einer sachlichen Diskussion hat das gar nichts zu tun! Liebe Grüße, Jutta

  4. Liebe Jutta, ich kann Dich gut verstehen. Das Radikale und Krawallige ist ermüdend. Mir ist immer nicht ganz klar, warum die Mastriebe in Niedersachsen (oder sonstwo) nichts davon abkriegen. Man sollte doch immer erst mal vor der eigenen Tür kehren. Auf dass Deine Energie für Ruby & Co. bald zurückkehrt. Liebe Grüße, Stefanie

    • Hallo Stefanie, ich habe das auch gefragt. Dann wird gleich zurückgeschmettert, ich solle nicht von der Diskussion ablenken oder Angriff als Verteidigung ließe man nicht gelten! Der Hammer war folgende Aussage: Heute müsse man als Journalist (oder Blogger) nicht in ein Land reisen, um darüber zu berichten. Man könne schließlich alles im Internet nachlesen. Na, wunderbar! Wer sich im Netz seine Meinung bildet und nicht genau hinsieht, der verblödet eben total… Bleib gespannt und schau bald wieder vorbei: Dann ist die nächste Geschichte hoffentlich geschrieben! Herzliche Grüße, Jutta

  5. Hallo Jutta,

    leider ein kurzer Beitrag :(

    Du wirst angefeindet, weil Du auf den Färöer-Inseln warst?!?!? Das gibt es doch gar nicht. Und dann noch öffentlich und privat?!? Was sind denn das für Spinner? Und wie Du zurecht schreibst, was ist mit den Menschen, die nach Norwegen oder Japan, privat oder beruflich, fahren? Das klingt vielleicht cooler als Färöer und hier tut man sich mit der „Kritik“ einfacher, weil es ein kleineres Fleck Erde ist?!?

    Ich bin zwar auch gegen Walfang, aber das ist meine private Sache und da würde ich auch nie jemanden meinen Willen aufzwingen oder gar jemanden verbal angreifen. Wer Wal essen will, ok er soll es meinetwegen tun. Und gerade in den Ländern, wo es Jahrhunderte zum Überleben dazugehört wie auf Grönland, Island, Färöer kann und mag ich es verstehen, auch im 21.Jahrhundert. Und außerdem kennen sicher 101% aller Menschen in Deutschland (und Resteuropa) die Färöer-Inseln mit seiner Geschichte, seinen Sitten, Gebräuchen und seiner Kultur viel zu wenig.

    Ich hoffe, Du läßt Dich von den „Schwarzweiß-Menschen“ nicht beeinflussen. Wäre schade, wenn! Also hoffen wir, sicher auch alle anderen Kommentatoren dieses Kurzberichtes und Deines Blogs, nicht nur über Ruby, sondern auf viele weitere Stories von Dir. Und alle anderen sollen diesem Blog einfach fernbleiben.

    PS: Bin „neidisch“ auf Deinen vergangenen Island-Trip :). Dieses Jahr werde ich es wieder „versuchen“ und alle Knochen im Vorfeld heile lassen.

    • Guten Morgen Winfried, ja, die persönlichen Anfeindungen gingen stark unter die Gürtellinie… Motiviert allein dadurch, dass ich ein Foto auf Facebook veröffentlicht hatte. Damit setzte erst einmal eine Flut von Beleidigungen ein. Kurioserweise hatte ich mich überhaupt nicht zum Walfang geäußert. Zum Verständnis gehört wie du sagst Wissen. FÜR die Abschaffung des Walfangs kämpfen kann man sicher effizienter, indem man andere Wege einschlägt, als Besucher und Reisende wüst zu beschimpfen. Nämlich dadurch, dass man sich das wirtschaftliche Gefüge und die Abhängigkeiten der Färöer erst einmal genauer anschaut und da einen Hebel ansetzt. Übrigens äußern sich viele „Weltverbesserer“ unter dem Deckmäntelchen einer falschen Identität. Das ist arg. Ich bin immer offen für eine sachliche Diskussion. Aber diese wurde mir förmlich aufgedrängt und zwar in einer ganz brutalen Art und Weise. Vor allem wurde mir eine Haltung, eine Meinung aufgedrängt, die ich gar nicht vertrete. Muss ich mich überhaupt zum Walfang äußern, wenn ich auf die Färöer reise? Muss jeder unter seinem Blogpost über ein Reiseziel in die USA seine Meinung zum Thema „Todesstrafe“ erläutern? Vielleicht ein schlechter Vergleich, aber ich finde diese zwanghafte Verbindung einfach absurd.
      Ich drücke dir die Daumen für Island! Es war wunderschön, kalt, aber wie immer wunderwunderschön. Und schau in den nächsten Tagen gerne wieder hier vorbei, um mehr über Ruby zu erfahren! Herzliche Grüße, Jutta

  6. Hallo Jutta,´
    waren Reisende nicht schon immer Entdecker und Geschichtenerzähler? Warum sollte das heute anders sein? Warum wollen Menschen Geschichten schon im Keim ersticken? Vielleicht, weil sie Ignoranten bleiben wollen? Lass dir deine Geschichten nicht nehmen!
    Herzliche Grüße,
    Alexa

    • Hallo Alexa, ja, so sehe ich das auch gerne! Wer weiß, vielleicht sind manche Menschen tatsächlich glücklicher in der Rolle des Ignoranten : ) Lieben Dank fürs Vorbeischauen und gute Nacht, Jutta

  7. Du sprichst offen ein schwieriges Thema an. Deine Geschichten tragen farbige Aspekte zu einer differenzierten Sichtweise einer Inseldestination bei, die nicht einfach zu durchgründen ist. Deshalb sind deine Beiträge wichtig. Liebe Grüße, Sabine

    • Lieben Dank Sabine! Ich finde es auch wichtig, möglichst viele Facetten einer Gesellschaft, eines Ortes etc. zu beleuchten. Besonders solcher, die uns fremdartig erscheinen oder die wie die Färöer im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit stehen. Und allen Kritikern mag ich immer gerne zurufen, dass sie einmal den Blick nach innen richten mögen! Herzliche Grüße, Jutta

  8. Ich finde es auch sehr schade, würde so gerne Deine Geschichten von den Färöern und ihren Bewohnern lesen. Warum man selber ein Walmörder sein soll, nur weil man diese Inseln bereist, ist mir echt rätselhaft. Soviel Kleingeist und mit zweierlei Maß messen (s. Norwegen, Island, Japan), dass sich die Balken biegen. Wenn man so rangeht, findet man in jedem Land etwas, weshalb man es nicht bereisen sollte. Also, ich würde mich sehr freuen, wenn Du Deine Reisegeschichten auch von den Färöern erzählst.
    Liebe Grüße. :)

    • Ganz lieben Dank! Und ja, die Geschichten schreibe ich noch, aber es fiel mir in letzter Zeit wirklich sehr, sehr schwer. Und dann muss man die Tasten einfach mal ruhen lassen, nicht wahr? Auf bald, liebe Grüße, Jutta

  9. Ich traf Ruby im vergangenen August, verbrachte Stunden in ihrem Haus und ließ mir von ihrem Leben erzählen. Ihre Geschichte und die anderer Färinger, die ich während meiner kurzen Reise in den entlegenen Archipel im Nordatlantik traf, sollten schon lange hier auf dem Blog stehen. Aber ich tu mich schwer.

    – Das finde ich sehr schade.

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