Geht unter die Haut [Frankreich]

Mit Buchverlosung [Beendet!] „Tour de France“ von Julian Barnes | … enthält Werbung

Sie bringt es auf eine Oberfläche von etwa eineinhalb bis zwei Quadratmetern. Je nach Statur ihres Besitzers. Könnte man sie wiegen, pendelte sich der Zeiger zwischen zehn und zwölf Kilogramm ein. Das entspricht ungefähr 16 Prozent des individuellen Körpergewichts. Gemeint ist die menschliche Haut. Unser größtes und vielleicht wichtigstes Sinnesorgan. Die Haut lässt uns zwischen warm und kalt unterscheiden, als Frühwarnsystem signalisiert sie Schmerz und schützt vor Verletzungen. Gleichzeitig reagiert sie faszinierend vielfältig auf Berührung und ist Spiegel unserer Gefühle. Sie ist unsere Kontaktfläche zur Außenwelt.

Das Stückchen Stoff

Irgendwann im Laufe der menschlichen Entwicklungsgeschichte haben wir unser Fell abgelegt und begonnen, Kleidung zu tragen. Vor etwa 170.000 Jahren, so die vage Vermutung der Forschung. Sehr viel bestimmter lässt sich die Frage beantworten, wann wir unsere Kleidung heute denn überhaupt noch ablegen? Tatsächlich nur selten.

Abends schlüpfen wir in den Pyjama, morgens in den Bademantel. Vielleicht noch kurz ins Lauf-Outfit. Enganliegend, schließlich wollen wir möglichst stromlinienförmig unterwegs sein auf unserem per Pulsmesser dokumentierten Lauf von A nach B. Zuviel Luftwiderstand wäre hinderlich.

Schon ziehen wir uns wieder um. Kaum einmal ganz aus. Beim Schwimmen tragen wir Badekleidung, beim Sonnenbaden Bikinis, die häufiger verrutschen, als am vorgesehenen Platz zu bleiben. Knapp geschnitten ziepen und zwicken sie. Man könnte ebenso gut darauf verzichten.

Zum Yoga soll die Sportkleidung bequem sein. Beim „Herabschauenden Hund“ gleitet das Top dann über Bauch, Brust, Kopf. Ein textiles Desaster, das unseren Geist in Alarmbereitschaft versetzt. Dabei sollen die Asanas doch helfen, Körper und Geist vom Ballast des Alltags zu befreien.

Wozu also all das Textil, wenn es ohne oft sehr viel angenehmer wäre?

Wie wohl fühlen wir uns in unserer Haut?

Wir haben uns entwöhnt. Nacktsein ist uns fremd geworden. Statt der Haut ist nun Kleidung die schützende Hülle. Die Werbung spricht von „sanft“ und „angenehm auf der Haut“, sogar von einer „zweiten Haut“ ist die Rede. Wozu brauchen wir eine zweite?

Welches Verhältnis wir zu uns selbst und zu unserem Körper haben, warum wir so oft mit ihm fremdeln, uns gar schämen, damit befasst sich die Dermatologin und Autorin Dr. Yael Adler in ihren Büchern „Hautnah“ und „Darüber spricht man nicht“.  Humor- und verständnisvoll spricht sie über Tabuzonen und Dinge, die uns peinlich sind. Eine Leseempfehlung!

Vor allem beschreibt Dr. Adler, was bei Berührung der Haut passiert und warum es so wichtig ist, sie nicht ständig unter Textilschichten zu verbergen. An den Empfangsstellen – den Rezeptoren – misst unser größtes Sinnesorgan Dehnung oder Druck, die Temperatur, Vibration. Empfindungen, die in Impulse umgewandelt werden und über Nervenbahnen in Millisekunden unser Gehirn erreichen. Dort werden Botenstoffe ausgeschüttet, die eine Reaktion im Körper bewirken. Bei Berührung etwa Oxytocin, das ein höchst angenehmes Gefühl erzeugt.

Unsere Psyche profitiert von Berührungen. Im persönlichen Umfeld erleben wir es unmittelbar: Jenseits von sexueller Intimität sind es Umarmungen, die wohlwollende Berührung des Arms, ein aufmunterndes oder freudiges Drücken der Hand alltägliche Gesten, die positive Gefühle bewirken.

Im Spa – bei einer Massage etwa – geschieht die Berührung bewusst und anhaltend. Vielleicht mit dem Ziel, Verspannungen zu lindern. Massagen können auch das Immunsystem stärken, depressive Verstimmungen verringern und besseren Schlaf fördern.

„Die Grundlage allen Erlebens ist Berührung und Bewegung. Realität wird nicht gewusst, sondern geglaubt, weil man der Wahrnehmung der Berührung glaubt.“  H. Emrich

Auch Wasser kann diesen positiven Effekt haben. Der gleichmäßige Druck auf den ganzen Körper, den wir textilfrei besonders intensiv erleben. Sonne auf der Haut – in Maßen genossen* – unterstützt unser Wohlbefinden ebenso: Sie aktiviert die Atmung, regt den Stoffwechsel an und stimuliert das Immunsystem. Und Wind? Er streichelt unsere Haut, kühlt, lüftet. Eine Empfindung, die einer Befreiung gleicht.

Es mag befremdlich klingen und dennoch: Unser Zuhause, Bettdecken, Kleidung lüften wir. Unseren Körper stecken wir jedoch nonstop in gleich mehrere Schichten Textil. An 365 Tagen im Jahr. Eine Erholungspause – Zeit zu sein – gönnen wir ihm nur selten.

Warum eigentlich? Warum gönnen wir unserem Körper keinen Urlaub vom Textil? Ein nacktes Bad in der Sonne, einen Spaziergang in duftender Waldluft, Boccia am Strand, Yoga. Radfahren? Auch das ist herrlich! Mit einem kleinen Handtuch auf dem Sattel ganz wunderbar.

Kopfsache

Wenn es uns im Alltag unmöglich ist, Körper und Haut zu „lüften“, wäre dann nicht im Urlaub einmal Zeit dafür? Bewegung ohne verrutschendes Textil genießen, uns von Sonne und Wind umarmen lassen.

Sieben inspirierende, in einzigartige Naturlandschaft eingebettete Destination im Süden Frankreichs, auf Korsika und nahe Paris laden ein, das textile Korsett auf Zeit abzulegen. Wellness oder Volleyball, Schwimmen, Spazierengehen, Stand-up-Paddling, Boccia oder einfach Radfahren. Ohne Kleidung. Angeboten von France4Naturisme. Eine Ausprobierempfehlung!

© Text: Jutta M. Ingala | Fotos: France 4 Naturisme

*Sich nie ohne ausreichenden Lichtschutzfaktor in die Sonne begeben. Auch herkömmliche Textilien sind übrigens kein umfassender Schutz vor UV-Strahlen.

BUCHVERLOSUNG [Beendet am 23. Februar 2024. Die Gewinner wurden benachrichtigt!]

Ob Charme oder Chanson, Kunst oder Küche, französische Lebensart oder Kultur: Julian Barnes weiß fast alles über Frankreich. Er schreibt darüber mit Esprit und großer Kenntnis und lädt seine Leser zu einer unterhaltsamen „Tour de France“ sein. Der San Francisco Chronicle lobt Barnes als scharfen Beobachter, eleganten Stilisten und geistreichen Romancier. Das liegt nah, hat der frankophile Brite doch eine ausgesprochene Schwäche für Gustave Flaubert, den großen französischen Romancier des 19. Jahrhunderts.

„Tour de France“ ist erschienen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, der mir freundlicherweise zwei Exemplare zur Verfügung gestellt hat. Das Original „Something to declare“ wurde übrigens von Gertraude Krueger aus dem Englischen übersetzt.

Ich verlose zweimal je ein Exemplar des Buches. Um eines der Bücher zu gewinnen, hinterlasse einfach einen Kommentar unter diesem Artikel und erzähle mir, ob du dir vorstellen kannst einmal einen FKK-Urlaub zu machen oder eher nicht und gerne auch warum.

TEILNAHMEBEDINGUNGEN

Teilnahmeberechtigt sind alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland, die mindestens 18 Jahre alt sind. Teilnahmeschluss ist der 23. Februar 2024. Die Gewinner werden unter allen Teilnehmern ausgelost und per E-Mail benachrichtigt.

Alle Daten werden ausschließlich zum Zweck der Gewinnbenachrichtigung verwendet. Meldet sich ein Gewinner nicht innerhalb von 14 Tagen nach Benachrichtigung, verfällt der Anspruch auf den Gewinn. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Bonne chance!

OFFENLEGUNG

Der obige Artikel ist in bezahlter Zusammenarbeit mit France 4 Naturisme entstanden. Die 1988 von Jean-Philippe Pavie und Pascal Leclère gegründete Gruppe ist führender Tourismusanbieter für FKK in Frankreich. Zum Portfolio gehören sieben Reiseziele mit 3 bis 5 Sterne-Campingplätzen in Südfrankreich, Korsika und Paris. Jedes Campingdorf liegt in einem privilegierten Naturgebiet am Fluss oder am Meer, in landschaftlicher Weite oder in den Bergen. Wohlfühlorte für familienfreundlichen Naturismus.

22 Gedanken zu “Geht unter die Haut [Frankreich]

  1. Hallo Jutta,

    ich mag Massage und nackt schwimmen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, mich an einem schönen Ort auch gänzlich nackt zu bewegen. Ich glaube, es hat viel mit einer grundsätzlichen Offenheit, Erfahrung und einer gewissen Selbstsicherheit zu tun.

    Gerne mag ich auch an der Verlosung teilnehmen!

    Viele Grüße, Gerda

    • Hallo Gerda, herzlichen Dank! Man muss herauskommen, aus seiner Komfortzone. Dennoch finde ich es absolut respektabel, wenn jemand sagt: „Nein, das mag ich nicht.“ Ich denke jedoch auch, dass mit jeder Erfahrung unser Selbst- und Weltbild reicher wird. Viel Glück für die Verlosung, lieben Gruß, Jutta

  2. Liebe Jutta,

    das wäre soo schön!
    Es müsste allerdings wo sein, wo es genügend Wärme und Schatten zugleich gibt für meine empfindliche Haut.

    Denn die Textilien schützen mich vor allem im Sommer und im Süden.

    Ich hab es übrigens schon einmal erlebt… vor dreißig Jahren auf Sylt!
    Da war ich mit meinem damaligen Freund am FKK-Strand und hab ausgerechnet so meinen „Schwiegervater“ kennengelernt!

    Damals war ich trotz jugendlicher Figur eher noch „gschamig“; jetzt würde ich es sicher mehr genießen.

    Liebste Grüße!! ❤️

    Kati

    • Hallo, liebe Kati, die Locations von France4Naturisme sind alle in Naturlandschaften, teils in üppige Wälder eingebunden. Ja, seine Haut muss man gut schützen! Aber beim Naturisme geht es ja nicht um die nahtlose Bräune : ) Über die Schwiegervater-Story musste ich nun herzlich lachen. Ganz offensichtlich haben sich die Wege doch wieder getrennt. Ich hoffe, es war nicht der Strandbegegnung geschuldet! Zu „gschamig“ werden viele von uns ja erzogen. Ich auch. Und entweder schafft man es, diese Scham über die eigene Nacktheit, den eigenen Körper (Wie furchtbar eigentlich, oder?) wie ein Textil abzulegen, oder man bleibt ungut befangen. Danke fürs Teilen deiner Gedanken und selbstverständlich wandert dein Name flugs in den Lostopf! Ganz herzlich, Jutta

  3. Hallo Jutta,

    ich war bereits in einem Naturisme-Resort und habe es sehr genossen. Die Zeit war entspannt, so wie die Menschen dort. Empfehlenswert!

    Ich nehme gerne an der Verlosung teil.

    LG, Franka

  4. Juhu, das ist er, der dritte Artikel! Oh ja, das „Lüften“. Es ist eigentlich naheliegend. Und wenn man dann schon so weit ist – gedanklich -, dann ist der Rest auch sehr logisch. Nimm mich bitte mit auf die „Tour de France“. Hoffentlich ist das Buch auch so ein Lesegenuss!

    LG, Hanne

  5. Hallo Jutta,

    das ist ja mal ein ganz anderes Thema. Ich habe mir noch nie Gedanken über einen FKK-Urlaub gemacht – habe gerade auch die anderen beiden Artikel gelesen -, aber die Atmosphäre, die auch über die Fotos transportiert wird, ist angenehm entspannt. Dieser Gedanke des „Lüftens“ ist sehr nachvollziehbar, auch, wenn ich beim Lesen kurz schmunzeln musste. Ein Thema, über das ich sicher noch nachdenken werde.

    Nimmst du mich mit ins Lostöpfchen fürs Buch? Dankeschön!

    Loni

    • Liebe Loni, im Gespräch über das Thema Naturisme verändern sich festgefahrene Blickwinkel. Viele habe tradierte Bilder im Kopf oder denken bei FKK an Erotik. Darüber wurde „hinter den Kulissen“ viel gesprochen. Freue mich, dass die Texte und Bilder einen frischen Eindruck hinterlassen haben. Bist notiert! Herzlich, Jutta

  6. Hallo Jutta,

    der Vergleich zwischen dem Zuhause lüften und dem „Lüften“ des eigenen Körpers ist interessant. Es stimmt: Wir sind ständig „eng eingewickelt“ in irgendetwas. Beschäftigt mich jetzt!

    Ach ja: an der Verlosung würde ich auch gerne teilnehmen : ) Von Frankreich kann man nie genug haben!

    Schönen Gruß
    Bernd

  7. Hallo,

    für mich ist FKK nichts. Ich fühle mich dabei oft einfach unwohl. Frauen-Sauna finde ich ganz wunderbar, wenn Männer dabei sind habe ich es öfter erlebt, dass frau ganz unverholen angestarrt wird. Das mag ich nicht.

    An der Verlosung nehme ich trotdem gerne teil :-)

    Viele Grüße,

    die Alex

    • Hallo Alex, die Verlosung ist unabhängig vom Textilstatus! Danke fürs Mitlesen und Kommentieren. Wenn ich es richtig deute, ist das Nacktsein für dich mit der unangenehmen Erfahrung des Anstarrens durch Männer verknüpft. Ich habe im Diskurs über FKK einige Male von eben dieser Befürchtung gehört. Nein, das mag ich auch nicht. Für Naturisten gibt es übrigens eine Etikette. Anstarren ist verpönt. Es ist wichtig, schließlich geht es um Wohlfühlorte, um Entspannung, um eine Verbindung zur Natur. Herzlich, Jutta

  8. Liebe Jutta,

    das ist ein schöner Abschluss dieser Reihe! So viele Denkanstöße. Gefällt mir sehr. Mit dem „Körper lüften“ kann man ja zuhause schon anfangen. Ich laufe eigentlich gerne nackt durchs Haus. Mal schauen, wohin die nächste Reise geht!

    LG, Birte

    • Hallo, liebe Birte, so ist es! Indem man in seinem Zuhause – einem vertrauten Raum – einfach Nacktsein für eine Weile ausprobiert, stellt man vielleicht fest, dass es sich anderes anfühlt, als vielleicht gedacht. Ich bin auch sehr gespannt, was du daraus machst! Herzlich, Jutta

  9. Hallo, liebe Jutta,

    das ist ein interessanter Gedanke. Aber immerhin waschen wir uns! Das Fell ist weg, darum brauchen wir Ersatz: die Kleidung. Sie wärmt uns auf jeden Fall auch. Aber ich verstehe schon, Kleidung ist kein Bestandteil des Körpers. Sie ist auch nicht immer bequem und angenehm auf der Haut. Das muss ich überdenken! Danke für diese spannenden Beiträge rund um das „Nacktsein“!

    Viele Grüße, Eva

    • Liebe Eva, das ist alles richtig. Wir sind nicht schmutzig, aber es gibt Stellen am Körper, gerade Hautfalten, die kommen so gut wie nie an die frische Luft. Ich mag da nicht ausholen, denn das ist kein Hauptgedanke des Naturismus, aber es macht Sinn, einfach mal „Luft“ an den Körper zu lassen. Kleidung schützt unbedingt, wenn auch nicht immer sanft und weich. Kleidung ist Kultur. Und sie bietet uns etwas zum „Festhalten“. Es geht nicht darum, Textilien zu verbannen. Es geht – unter anderem – darum, dem Körper auch einmal eine Auszeit davon zu gönnen. Schön, dass du mitgelesen hast! Herzlich, Jutta

  10. Das ist wieder so ein völlig neuer Blickwinkel auf das Thema! Ästhetische Fotos und ein sehr schöner Text!

    Liebe Grüße
    Karin

Heraus mit der Sprache! Ich sehe es wie Karl Popper: "Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab."

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