Küchenparty [Vaihingen an der Enz]

Wer hätte das gedacht: Die Horrheimer haben einen ganz und gar zweifelhaften Ruf. Ja, tatsächlich, „Misthäufles-Türken“ werden sie im Regionaljargon genannt. Was recht derb klingt, darf man gerne mit einem Augenzwinkern verstehen. Und wer dem Ursprung der Verunglimpfung auf den Grund gehen möchte, der wirft einen Blick in die Geschichtsbücher, ruft sich die Zeit zwischen 1529 und 1689 auf und erinnert sich vielleicht – vielleicht auch nicht – an die Belagerungen Wiens durch die Osmanen. „Türkenkriege“ werden sie auch genannt. Die Furcht vor dem riesigen, wenngleich fernen Heer ergriff wohl auch manchen Schwaben. Und so will die Sage, dass zu eben jener Zeit ein Horrheimer Mauerwächter in einer frostkalten Nacht rauchende Lagerfeuer und mit ihnen krummsäbelige Türken vor den Toren der Stadt wähnte. Er rief zu den Waffen. Doch im Morgengrauen entpuppten sich die feindlichen Feuer als dampfende Dunghaufen. Der Rest ist Geschichte.

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Schwarzwälder Kirsch [Glottertal]

Von Küchenglück und beschwipsten Kirschen
Drei schokoladige Biskuitböden und mindestens ein ganzer Liter Sahne, saftige Sauerkirschen und – davon lieber etwas mehr als zu wenig – geraspelte Schokolade mit möglichst hohem Kakaoanteil … Klingt verführerisch? Unbedingt!
Unbedingt gehört auch Hochprozentiges zur Schwarzwälder Kirschtorte. Und nach dem Kirschwasser – nicht nach den süßsauren Früchtchen – ist die Torte auch benannt. Weiterlesen

Schmachtend am Stammtisch [Schwarzwald]

Landidyll im Glottertal
Ob tatsächlich so erzählt oder von mir in blühender Fantasie ausgemalt, lässt sich nach einem langen Abend bei samtigen Weinen und herbem Zibärtle nicht mehr mit Gewissheit sagen. Auch der Kontext ist nicht wirklich klar, doch das Bild, das sich da in meinen Kopf geschlichen hat, gefällt und bleibt: „Schmachtend am Stammtisch“.
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Wie geht gutes Leben?* [Steiermark]

Zimmer frei!
Gutes Leben … Ja, wie geht das eigentlich? Während mancher für (s)ein „gutes Leben“ Überfluss braucht und von einem Superlativ zum nächsten rauscht, sind es für andere die kleinen Dinge. Das Unscheinbare, Leise. Ich gehöre zu Letzteren. Ich mag das Unaufdringliche, Schönheit im Detail, die sich vielleicht erst auf den zweiten oder dritten Blick erschließt. Ob von der Natur geschaffen oder von Menschenhand ist dabei ganz gleich: Die Umgebung muss mir ein gutes Gefühl geben. Das ist wichtig und auf jeden Fall ein guter Einstieg in „gutes Leben“. Glaube ich. In China heißt es übrigens, das Leise habe eine starke Stimme. Weiterlesen

Oh, Vienna! [Wien]

Vom Altstadt Vienna durch den siebten Wiener Bezirk – ein Streifzug
Wer im siebten Wiener Bezirk lebt, will dort nicht mehr weg. Angesagt, eigenwillig, ein Dorf mitten in der Stadt. Hier hat sich eine kreative Szene ausgebreitet, für die man auch gerne einen Blick in die Durchhäuser und Innenhöfe wagen darf. Denn dort verbirgt sich hinter manch unscheinbarer Fassade Großes.

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Das Tor zur Welt. Vom Kommen, Gehen und Bleiben* [Bremerhaven]

“The cure for anything is saltwater – sweat, tears, or the sea.” Isak Dinesen*

In der Nacht wird der Wind zum Sturm. Ungestüm zerrt er an den Segeln, tobt, heult, während der Regen im Takt gegen das Bullauge der Kajüte trommelt. Die Uhr zeigt elf. Ich hocke auf einem schmalen Sims, sehe hinaus. Die Beine angewinkelt, die Füße in gemütlichen Pampuschen, in den Händen einen wärmenden Tee mit süßem Honig. Durch den Regenschleier beobachte ich die Häuser im Hafen. Sie flackern wie Irrlichter im Moor. Ich warte. Darauf, dass der Regen sich legt, dass sich die letzten Wassertropfen an der Scheibe finden, eins werden, sich in Nichts auflösen. Darauf, dass der Sturm verstummt. Doch er verstummt nicht. Müde seinen Geschichten weiter zu lauschen, Geschichten, die er an fernen Orten einfängt und um den Erdball bis hierher in den Norden trägt, gehe ich zu Bett. Auf den Lippen den letzten Tropfen Tee.  Weiterlesen

Pfahlbau am Strand von St. Peter-Ording

Moin Moin! [Nordsee]

Es klingt fast so als würde die Tageszeit hier überhaupt keine Rolle spielen: „Moin!“ Morgens, mittags, abends. „Moin!“ passt. So unbekümmert wie ein „Hej!“ in Dänemark und so grundehrlich, dass es einem selbst zuerst zwar zaghaft – denn genau genommen gehört man ja nicht dazu –, beim nächsten Mal dann umso forscher über die Lippen kommt: „Moin!“ Damit sind die Verhältnisse geklärt. Seebrücke von St. Peter-Ording
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Skyr und mehr im Glas

Lust auf Keks? [Reykjavík]

Manchmal möchte ich gar nicht ankommen. Mir graut vor dem Aus- und Umsteigen, vor dem Schleppen von Gepäck, vor dem Hasten und Hetzen, um ja den Anschluss nicht zu verpassen. Oder ich bin einfach nur müde … mit oder ohne Jetlag. Auch jetzt. Schließlich ist es schon weit nach Mitternacht und wir sind immer noch unterwegs. Mit meinem Filius sitze ich im FlyBus Richtung Reykjavík. Doch während mir schon lange die Augen schwer werden surft Lu noch begeistert im Netz. Im Bus gibt es WiFi. Gratis. Wow – willkommen in Island! 

Sun Voyager
Natürlich kommt er. Unweigerlich. Der Moment in dem ich aus  dem Halbschlaf gerissen werde. Noch einmal Umsteigen: In den kleineren Shuttlebus nämlich, der es durch die engen Straßen der Altstadt von Reykjavík schafft. Weiterlesen