Der Mann und seine Lopapeysa

All you (need) knit is love … [Island]

Sie sind grob und rau, zeigen grafische Muster, halten warm und trocken, pieksen auf nackter Haut. Wer behauptet, dass sie nach Schaf müffeln, hat leider keine „echte“ erwischt. Lopapeysur sind hipp. Spätestens seit die Insel im Nordatlantik als permanenter Punkt auf unserem Radar erscheint, ist der Island-Pullover salonfähig. Und zum Inbegriff eines Lebensgefühls geworden: Attitude der Isländer, Launen und Schönheit der Natur scheinen Faden für Faden verstrickt zur Ikone einer ganzen Nation. Der Mann und seine Lopapeysa
© Guiseppe Paduano

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Eismeer [Island]

“And when the day arrives I’ll become the sky and I’ll become the sea and the sea will come to kiss me for I am going home. Nothing can stop me now.” Trent Reznor

Kein Meer, nur ein See. Immerhin Islands tiefster. Mit rund 250 Metern rangiert er diesbezüglich aber auch nur irgendwo im Mittelfeld. Interessanter sind da schon die Eisschollen, die mal dicht an dicht, mal weit verstreut auf dem stillen Wasser treiben. Einige haben sogar den Namen EisBERG verdient

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Pure Poesie

Gischt aus Glas [Reykjavík]

Wer Harpa verstehen will, muss zuerst Island bereisen. Muss sich einlassen auf die Launen des Landes und seine Farben, die unter tief hängenden Wolken so viel intensiver leuchten als im gleißenden Licht der Sonne. Muss dem Meer mutig – ja, tatsächlich, Mut braucht man – gegenübertreten und die Gischt der Wellen, die in Island niemals sanft ausrollen, auf der Haut spüren. Eiskalt und mehr als nur feiner Nebel. Und er muss Demut zeigen im Angesicht der bizarren Kathedralen aus Stein, jenen Kunstwerken der Natur, die wie präzise gemeißelte Säulen durch die Erdkruste brechen. Stumme Zeugen längst vergessener Vulkanausbrüche. Und doch so beredt.

Islands Natur erzählt Geschichten. Wer ihr zuhört, beginnt zu verstehen. Weiterlesen

Szene aus "No Exit"

No Exit – Guido van Heltens poetische Portraits [Reykjavík]

Reykjavík ist voller Häuser, die schon bessere Zeiten gesehen haben. Das Wetter ist gnadenlos. Feuchtigkeit und Frost nagen an Fassaden, am Putz, an den Fensterrahmen. Wer es sich leisten kann, kämpft gegen die Zerstörungswut der Elemente und hübscht auf. Aber wer kann das heute in Island schon? 
„Ich mag verwitterte Oberflächen oder bröckelnde Wände wirklich. Es ist als würde ich mir die Textur ausleihen und nutzen, um meine Kunst besser zu machen. Ein Gemälde auf einer weißen Wand ist eben nur ein Gemälde. Ein Gemälde auf diesen beschissenen alten Wänden ist mehr als das“, sagt Guido van HeltenWeiterlesen

Wenn die See rau ist - Copyright Runólfur Hauksson

Of Monsters and Men [Island]

„The fishermen know that the sea is dangerous and the storm terrible, but they have never found these dangers sufficient reason for remaining ashore.“ Vincent Van Gogh

Als hätte jemand einen bunten Teppich zum Willkommensgruß ausgerollt: In dicken Lettern, orange, türkis und weiß, nebeneinander und kopfüber sind sie auf den Asphalt gepinselt, die Namen heimischer Fische und Worte, die nur den Eingeweihten Aufschluss geben. „Bleiða“ etwa heißen die Fanggründe für Lobster, „kló“ – Wer dächte da nicht spontan an „Klaue“? – ist dessen Schere, „hali“ der Schwanz. 
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Nordlichter über Papafjörður

Hallo Nordlicht! [Island]

Natürlich kann man eine Bustour buchen, sich vor die Stadt chauffieren lassen, im beheizten Bus warten, auf Kommando nach draußen klettern und nach einer Stunde verrichteter oder unverrichteter Dinge heimkehren. Die Crux organisierter Nordlicht-Touren ist ganz einfach die: Es gibt einen Zeitplan und eine vorgegebene Route. Und niemanden, der außer der Standardinfo über das Naturphänomen auch nur einen Schimmer davon hätte, wo und wann man in dieser speziellen Nacht das Nordlicht am besten beobachten und vielleicht auch fotografieren kann. 
Meine erste Nordlicht-Jagd war so eine Tour. Mit meinem Sohn und 50 weiteren Gästen. Es gab ein Licht, einen blassen Schein, aber nur die pfiffige Italienerin hatte es gesehen: Auf dem Display ihrer Kamera nämlich. Weiterlesen

Islandschafe

Góðan daginn Ísland! Halló vetur! [Island]

Góðan daginn! Ich lasse mich in den Sitz am Fenster fallen, stöpsle mein Smartphone zum Aufladen ein und kann zum ersten Mal an diesem Vormittag durchatmen. Denn beinahe – aber eben nur beinahe – säße ich nicht im Icelandair-Flug nach Reykjavík, sondern im Zug ins niederländische Nirgendwo. Winterlandschaft
Züge in Holland sind zuverlässig. Pünktlich, komfortabel und für mich die erste Wahl, um von meinem verschlafenen Heimatort im Münsterland nach Schiphol zu reisen. Ich muss nur schnell über die Grenze huschen, knappe acht Kilometer sind es bis zum Bahnhof. Weiterlesen

EISland [Island]

„It is growing cold. Winter is putting footsteps in the meadow… One would say she is a woman who wears a gown of winter frost that blinds the eyes.” Roman Paynes

Ich mag alle vier Jahreszeiten, aber Herbst und Winter sind meine erklärten Lieblinge. Im Herbst gefällt mir die berauschende Farbpalette, die raschelnden Blättern unter meinen Füßen und das Drama, das sich am bleigrauen Himmel abspielt. Grau kann so schön sein. Der Winter pustet mir den Kopf frei: Seine klare Luft, sein frostiger Atem, mit dem er so poetisch die Landschaft überzieht, tun mir gut. Im ewigen Sommer wäre ich unglücklich.
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Island, du Schöne

Island, du Schöne, du verführst mich immer wieder! Was ist es nur, was mich und so viele andere fasziniert? Dass dir jeder, der dir einmal begegnet, verfällt? Sicher, du geizt nicht mit Superlativen. Aber was du kannst, können andere sogar noch besser. Trotzdem bist du unwiderstehlich. 
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DC-3 - statt Cockpit ein klaffendes Loch

Was vom Tage übrig blieb [Island]

Am 21. November 1973 ist das Wetter im Süden Islands schlecht. Die Wolken hängen tief, ein Sturm peitscht die Küste unbarmherzig und wirft meterhohe Wellen an Land. Grau in Grau die Landschaft, Himmel und Ozean werden eins und auch das Geröllfeld Sólheimasandur hebt sich kaum noch ab. DC-3 - das Wrack 41 Jahre später
Für die Besatzung der Douglas R4D-8 17171, einem US-Militärflugzeug auf dem Weg nach Westen, ein Alptraum. Der Funkkontakt zur Basis ist längst abgebrochen, die Tanknadel hängt am unteren Anschlag. Bald wird es Nacht. Der Pilot setzt zur Notlandung an. Weiterlesen