Stories untold… [Färöer]

Eirik Suni Danielsen trägt sein graues Haar kurz. Eine gepflegte Erscheinung in Jeans, Hemd und dunkelblauem Pullover. Zurückhaltend, aufmerksam. Typ Cary Grant. Vor 11 Jahren hat er die Jugendherberge im Dorf gekauft, modernisiert, angebaut und in ein kleines rustikales Hotel verwandelt. Reisenden wie mir bietet das Gjáargardur großzügige Zimmer in Blockhäusern mit einer atemberaubenden Aussicht auf die Bucht von Gjógv. Und eine fantastische Küche. Den Dörflern dient es als Tante-Emma-Laden. Im Gjáargardur deckt man sich mit frischer Milch und Brot ein, denn einen Bäcker oder anderen Laden gibt es hier schon lange nicht mehr. Nur rund 30 Menschen leben dauerhaft im Dorf. Selbst Eirik pendelt lieber zwischen Gjógv und dem 65 Kilometer entfernten Tórshavn. 
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Eismeer [Island]

“And when the day arrives I’ll become the sky and I’ll become the sea and the sea will come to kiss me for I am going home. Nothing can stop me now.” Trent Reznor

Kein Meer, nur ein See. Immerhin Islands tiefster. Mit rund 250 Metern rangiert er diesbezüglich aber auch nur irgendwo im Mittelfeld. Interessanter sind da schon die Eisschollen, die mal dicht an dicht, mal weit verstreut auf dem stillen Wasser treiben. Einige haben sogar den Namen EisBERG verdient

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Wenn die See rau ist - Copyright Runólfur Hauksson

Of Monsters and Men [Island]

„The fishermen know that the sea is dangerous and the storm terrible, but they have never found these dangers sufficient reason for remaining ashore.“ Vincent Van Gogh

Als hätte jemand einen bunten Teppich zum Willkommensgruß ausgerollt: In dicken Lettern, orange, türkis und weiß, nebeneinander und kopfüber sind sie auf den Asphalt gepinselt, die Namen heimischer Fische und Worte, die nur den Eingeweihten Aufschluss geben. „Bleiða“ etwa heißen die Fanggründe für Lobster, „kló“ – Wer dächte da nicht spontan an „Klaue“? – ist dessen Schere, „hali“ der Schwanz. 
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Nordlichter über Papafjörður

Hallo Nordlicht! [Island]

Natürlich kann man eine Bustour buchen, sich vor die Stadt chauffieren lassen, im beheizten Bus warten, auf Kommando nach draußen klettern und nach einer Stunde verrichteter oder unverrichteter Dinge heimkehren. Die Crux organisierter Nordlicht-Touren ist ganz einfach die: Es gibt einen Zeitplan und eine vorgegebene Route. Und niemanden, der außer der Standardinfo über das Naturphänomen auch nur einen Schimmer davon hätte, wo und wann man in dieser speziellen Nacht das Nordlicht am besten beobachten und vielleicht auch fotografieren kann. 
Meine erste Nordlicht-Jagd war so eine Tour. Mit meinem Sohn und 50 weiteren Gästen. Es gab ein Licht, einen blassen Schein, aber nur die pfiffige Italienerin hatte es gesehen: Auf dem Display ihrer Kamera nämlich. Weiterlesen

Islandschafe

Góðan daginn Ísland! Halló vetur! [Island]

Góðan daginn! Ich lasse mich in den Sitz am Fenster fallen, stöpsle mein Smartphone zum Aufladen ein und kann zum ersten Mal an diesem Vormittag durchatmen. Denn beinahe – aber eben nur beinahe – säße ich nicht im Icelandair-Flug nach Reykjavík, sondern im Zug ins niederländische Nirgendwo. Winterlandschaft
Züge in Holland sind zuverlässig. Pünktlich, komfortabel und für mich die erste Wahl, um von meinem verschlafenen Heimatort im Münsterland nach Schiphol zu reisen. Ich muss nur schnell über die Grenze huschen, knappe acht Kilometer sind es bis zum Bahnhof. Weiterlesen

EISland [Island]

„It is growing cold. Winter is putting footsteps in the meadow… One would say she is a woman who wears a gown of winter frost that blinds the eyes.” Roman Paynes

Ich mag alle vier Jahreszeiten, aber Herbst und Winter sind meine erklärten Lieblinge. Im Herbst gefällt mir die berauschende Farbpalette, die raschelnden Blättern unter meinen Füßen und das Drama, das sich am bleigrauen Himmel abspielt. Grau kann so schön sein. Der Winter pustet mir den Kopf frei: Seine klare Luft, sein frostiger Atem, mit dem er so poetisch die Landschaft überzieht, tun mir gut. Im ewigen Sommer wäre ich unglücklich.
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Pfahlbau am Strand von St. Peter-Ording

Moin Moin! [Nordsee]

Es klingt fast so als würde die Tageszeit hier überhaupt keine Rolle spielen: „Moin!“ Morgens, mittags, abends. „Moin!“ passt. So unbekümmert wie ein „Hej!“ in Dänemark und so grundehrlich, dass es einem selbst zuerst zwar zaghaft – denn genau genommen gehört man ja nicht dazu –, beim nächsten Mal dann umso forscher über die Lippen kommt: „Moin!“ Damit sind die Verhältnisse geklärt. Seebrücke von St. Peter-Ording
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Wie ein galoppierendes Pferd [Frankreich]

« …à la vitesse d’un cheval au galop » Der Schriftsteller Victor Hugo soll diese poetischen Worte gefunden haben für die Flut, die den Mont Saint Michel im Wechsel der Gezeiten umbrandet und aus dem kleinen Klosterberg eine Insel macht. In Wahrheit wird der Mont Saint Michel heute nur selten völlig vom Meer umspült, aber imposant ist er auch so. Frankreich-Normandie-Raps-6GradOst_MG_1403
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Island, du Schöne

Island, du Schöne, du verführst mich immer wieder! Was ist es nur, was mich und so viele andere fasziniert? Dass dir jeder, der dir einmal begegnet, verfällt? Sicher, du geizt nicht mit Superlativen. Aber was du kannst, können andere sogar noch besser. Trotzdem bist du unwiderstehlich. 
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DC-3 - statt Cockpit ein klaffendes Loch

Was vom Tage übrig blieb [Island]

Am 21. November 1973 ist das Wetter im Süden Islands schlecht. Die Wolken hängen tief, ein Sturm peitscht die Küste unbarmherzig und wirft meterhohe Wellen an Land. Grau in Grau die Landschaft, Himmel und Ozean werden eins und auch das Geröllfeld Sólheimasandur hebt sich kaum noch ab. DC-3 - das Wrack 41 Jahre später
Für die Besatzung der Douglas R4D-8 17171, einem US-Militärflugzeug auf dem Weg nach Westen, ein Alptraum. Der Funkkontakt zur Basis ist längst abgebrochen, die Tanknadel hängt am unteren Anschlag. Bald wird es Nacht. Der Pilot setzt zur Notlandung an. Weiterlesen