Klöster, Schlösser und Landschaftsgärten [Niederrhein]

Von hübschen Häusern und verwunschenen Gärten | … enthält Werbung

Am Niederrhein reihen sich Herrenhäuser, Rittersitze und Klöster, bezaubernde Schlösschen und andere charmante Gebäude voller Geschichte und Geschichten wie Perlen auf einer Schnur. Entlang Schwalm, Nette und Niers und in die Landschaft gestreut. Manche Häuser sind privat bewohnt, andere stehen leer und warten darauf, aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst zu werden. Wieder andere überraschen hinter ihren alten Mauern mit Kunstsammlungen oder einem Boutique-Hotel. Gutshöfe haben auf Biolandwirtschaft umgestellt, verkaufen ihre Produkte in eigenen Hofläden oder organisieren Workshops für Körper und Geist. Besonders sind sie alle.

Der Heilmannshof in Krefeld-Traar

Eine stille Oase vor den Toren der Stadt. Haus und Park liegen an den Niepkuhlen, jenen kleinen sumpfigen Tümpeln, die sich von Krefeld bis Vluyn und darüber hinaus in die Landschaft schmiegen. Wo einst ein Altarm des Rheins durch die Niederungen mäanderte, wandeln heute Besucher auf Pfaden, die mal herrschaftlich breit sind und dann so schmal, dass man sich im tiefsten Urwald wähnt. Ganz zügellos breitet sich die Vegetation jedoch nicht aus. Schließlich wurden hier, auf dem Heilmannshof, bereits in den 1830er Jahren Gehölz- und Staudengärten angelegt und bis heute liebevoll gepflegt. Seit 1999 sind sie in ihrer Gesamtheit ein Denkmal.

Wer den Hof besucht, kommt meist wegen des guten Gemüses aus eigenem Anbau, das die Regale des kleinen Hofladens füllt. Oder auf einen Streifzug durch den Park. Während der Ladenzeiten ist er jedermann frei zugänglich. Gleich rechts, hinter dem gelb gestrichenen Gutsaus mit der üppig begrünten Fassade, beginnt ein Weg. Im Vorbeigehen fällt der Blick auf eine mächtige Baumscheibe. Kleine Täfelchen markieren Jahresringe: 1901 – Thomas Mann veröffentlicht seine „Buddenbrooks“.

Der Park hat eine Ordnung. Aber nachspüren muss man ihr nicht, ist es doch so viel schöner, sich treiben zu lassen. Um vielleicht unvermittelt eine der Niepkuhlen zwischen alten Baumriesen zu entdecken. Auf dem grünen Tümpel ziehen Enten ungestört ihre Bahn und Reiher tauchen nach Essbarem. Ein winziger Steg reicht kaum bis ans Wasser, ein Kanu liegt auf dem Trockenen. Hinter Biegungen und Büschen überraschen kleine Kunstwerke. Wie Skulpturen wirken auch der vom Efeu eroberte Bauwagen und der einsame Torbogen, der unter der Last dicker Trauben ächzt. Sogar das Sprossenfenster in der alten Scheune, das nun so ganz ohne Glas ein paar dornigen Ranken als Klettergerüst dient. Dichtes Gehölz entlässt den Spaziergänger endlich auf eine lichte Wiese, die an einer Seite von bunten Bienenstöcken gesäumt ist. Von dort kommt aufgeregtes Summen, selbst aus einigen Metern Entfernung unüberhörbar. In Wahrheit hört man den schnellen Flügelschlag der Bienen, die Nektar in ihre Behausungen tragen. 20 bis 30 Kilo Honig kann so ein Bienenvolk pro Jahr produzieren. Was die fleißigen Flieger auf dem Heilmannshof sammeln, kommt als „Frühlingshonig“ ins Glas und in den Laden. Und vielleicht auch auf den heimischen Frühstückstisch.

Schloss Moyland in Bedburg-Hau

Moyland wirkt wie ein Märchenschloss, wird heiter umspielt von Kunst und Kräutergarten und beherbergt hinter seinen nicht ganz so alten Mauern moderne Kunst. Zentral ist das künstlerische Schaffen von Joseph Beuys. Beuys – geboren und aufgewachsen am Niederrhein, provokanter Aktionskünstler, Professor an der Kunstakademie Düsseldorf – ist im gleichnamigen Archiv mit nahezu 6.000 Arbeiten, darunter Zeichnungen, Gemälde und plastische Arbeiten – vertreten.

Schloss Moyland in Bedburg-Hau wurde erstmals im Jahr 1307 urkundlich erwähnt. Mehrfach umgebaut und modifiziert – vor allem im Mittelalter und im Barock – erhielt Moyland im ausgehenden 19. Jahrhundert seine heutige Form im neogotischen Stil. Kriegszerstörung, Verfall, Wiederaufbau, Gründung der Stiftung Museum Schloss Moyland und Eröffnung des Museums am 27. Mai 1997. Eine Geschichte mit „happy end“.

Bei gutem Wetter den Schlosspark mit seinem historischen Kräutergarten voller Heil- und Giftpflanzen besichtigen. Nebenbei moderne Kunst in Baumkronen entdecken. Oder im Burggraben. Und einmal durch den lauschigen Laubengang spazieren, den zwischen Frühsommer und Herbst ein dichtes Blätterdach überspannt.

Wer hoch hinaus will, steigt auf den Schlossturm und betrachtet die Landschaft aus der Vogelperspektive. Vielleicht doch noch die Beuys-Sammlung im Schloss ansehen?

Neuhollandshof in Wesel-Bislich

Es gibt Orte, die mag man immer wieder besuchen. Weil sie so schön sind, die Atmosphäre so besonders und die Menschen dort so nett. Und weil man fürs Leben lernen kann. So ein Ort ist der Neuhollandshof.

Ganz so neu, wie sein Name vermuten ließe, ist der nicht. 1867 prangt da am Stufengiebel des weiß getünchten Hauses. Gebaut, weil der alte Hollandshof gleich gegenüber für die acht Kinder der Familie zu klein geworden war. Doch 150 Jahre und viele Generationen später herrscht noch immer so etwas wie ein neuer Geist und eine Aufbruchstimmung auf dem Hof. Inzwischen heißt die Familie nicht mehr Holland, sondern Clostermann. Das moderne Hofleben ist ihr Ding und vieles dreht sich dabei um den Apfel. Vor allem um dessen bio-dynamischen Anbau. Ganze 30 Sorten wachsen auf 20 Hektar Land. Dazu Birnen und Walnüsse. Und dann gibt es da noch die Bienenstöcke. Denn ohne Bienen kein Obst. Damit die fleißigen Helfer genügend Abwechselung haben, sind überall an den Obstbaumreihen duftende Rosen gepflanzt. Ihnen ist ein eigenes Fest gewidmet: Im Juni, wenn sie in voller Blüte stehen. Das Datum darf man sich gerne dick im Kalender anstreichen!

So richtig zur Sache geht es allerdings im September. Dann ist nämlich Apfelernte und wer mag, kann helfen. Fitness und Anmeldung sind erforderlich.

Im Lauf des Jahres lädt der Neuhollandhof zu Achtsamkeits-Workshops, Waldbaden oder Musikabenden ein. Und vielleicht verrät Thea Clostermann eines ihrer Rezepte für einen leckeren Apfelkuchen. Im Kuchen darf man durchaus alte Apfelsorten verbacken, die heute meist nicht mehr den Zeitgeschmack treffen. Denn viele sind recht sauer.

Im Park von Schloss Neersen

Wer bei Schlosspark an Formschnitthecken und kurz getrimmten Rasen denkt, der kennt den von Schloss Neersen noch nicht. An einem Nebenarm der Cloer gelegen und ganz schön wild. Dort zwischen mächtigen Bäumen streifen, den Duft der Natur einatmen und Kunst anschauen bringt das kleine-große Glück.

Schloss Neersen ist eine barocke Augenweide. Eingerahmt von einem Wassergraben in dem sich seine Silhouette so fotogen spiegelt und wo Enten ganz unaufgeregt ihre Bahnen ziehen. Das Schloss – heute Verwaltung der Stadt Willich – bleibt nicht links, so aber doch rechts liegen. Denn das ist die Richtung, in die ein Schild mit der Aufschrift „Eva Lorenz Umweltstation“ weist. Der Weg ist eben, aber so wunderbar kurvig, dass man ganz langsam geht. Und gleich mit allen Sinnen hängen bleibt: An wippenden gelben Blüten etwa, auf denen Bienen balancieren. An Blättern, die an filigrane Spitze erinnern und wohl von Insekten zerfressen wurden. Oder an einem kreisrundem Loch im Baum. Wie ein Guckloch in eine andere Welt und eine Aufforderung hindurchzuschauen. Perspektivenwechsel!

Im hinteren Teil des Parks liegt die Umweltstation der Nabu mit Kräutergarten und Wildbienenhotel. Das Dach wild wuchernd begrünt, fast wie der Haarschopf einer Waldfee. Zwischen alten Baumriesen hindurch und über eine kleine Brücke, vorbei an Skulpturen aus Stein, Metall oder Holz, die den Park mit Kunst füllen. Der Weg ist nicht vorgegeben. Besucher können sich treiben lassen.

Außerdem empfehlenswert …

Samstags zum Suppenessen nach Gut Heimendahl, Kunst genießen in Schloss Rheydt, sich von Formen und Farben der Landschaftsparks im Kloster Kamp oder Schloss Dyck inspirieren lassen, sich in die Kräutergärten der Klöster Knechtsteden und Langwarden und bei Haus Hohenbusch vertiefen.

© Text, Fotos: Jutta M. Ingala

Neugierig geworden auf den Niederrhein?
Mehr kulturelle und kulinarische Highlights auf Stadt.Land.NIEDERRHEIN.

Der Artikel ist Bestandteil des ReAct-Projektes „Stadt. Land. NIEDERRHEIN.“ Dieses Projekt wird als Teil der Reaktion der Europäischen Union auf die COVID-19-Pandemie gefördert.

Inhalte dieser Veröffentlichung spiegeln ausschließlich meine eigene Meinung. Herzlichen Dank auch an Niederrhein Tourismus GmbH für die Zusammenarbeit.

Heraus mit der Sprache! Ich sehe es wie Karl Popper: "Der Wert eines Dialogs hängt vor allem von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen ab."

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